"Meine Liebe zu Ihnen ist rein wie die Sonne und heiß wie das Feuer.“
Georg Weerth wird am 17. Februar 1822 als Sohn des Generalsuperintendenten Ferdinand Weerth und seiner Ehefrau Wilhelmine in Detmold geboren. Mit 14 verläßt er das Gymnasium und beginnt in Elberfeld eine kaufmännische Lehre. Während dieser Zeit lernt er den Dichter Ferdinand Freiligrath kennen und schließt sich einem "Literaten-Kränzchen“ an. Mit 16 beginnt er Gedichte zu schreiben, in seiner Freizeit lernt er Englisch und Französisch. Zwischen 1840 und 1843 ist Weerth als Handelskorrespondent in Köln und Bonn tätig, als Gasthörer besucht er nebenbei Vorlesungen über Neue Literatur und Kunstgeschichte. Ende September 1843 reist er erstmals nach England. Kurz darauf siedelt er in die Industriemetropole Brad-ford über, um dort als Kontorist für die deutsche Textilfirma Passavant & Co. in Manchester zu arbeiten. Hier erlebt Weerth den rasanten industriellen Fortschritt und wird andererseits Zeuge des erschreckenden Elends der Arbeiter – Erfahrungen, die sein politisches Bewußtsein schärfen und sein Weltbild nachhaltig prägen. Er beschreibt seine Eindrücke unter anderem in den "Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten“, die in der Kölnischen Zeitung veröffentlicht werden. 1844 freundet er sich mit Friedrich Engels, ein Jahr darauf mit Karl Marx an. Ab April 1846 lebt und arbeitet Weerth als Kaufmann in Brüssel. Er wird Mitglied des "Bundes der Kommunisten“ und ist im Vorstand der "Association Démocratique“. Anläßlich des internationalen Freihandelskongresses, der Mitte September 1847 in Brüssel tagt, hält er im Namen des Proletariats eine flammende Rede, die bei der europäischen Presse große Beachtung findet. Im selben Jahr erscheint das erste Kapitel der "Humoristischen Skizzen aus dem deutschen Handelsleben“ in der Kölnischen Zeitung. Als im Frühjahr 1848 in Paris die Revolution losbricht, begibt sich Weerth sofort an den Ort des Geschehens – er wird vom Revolutionsfieber gepackt. Zurück in Köln bereitet er gemeinsam mit Marx und Engels die Gründung der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ) vor, die am 1. Juni 1848 unter Marx als Chefredakteur und Weerth als Leiter des Feuilletons zum ersten Mal erscheint. Er veröffentlicht zahlreiche Prosasatiren sowie sozialkritische Lyrik und erlebt während der nächsten zehn Monate seine literarisch produktivste Phase. Ab August erscheint Weerths umfangreichstes Werk "Leben und Taten des berühmten Ritters Schnapphahnski“ zunächst als Fortsetzungsroman in der NRhZ. Als der von ihm darin verhöhnte Fürst Lichnowsky am 18. September 1948 ermordet wird, sieht sich die NRhZ schweren Angriffen ausgesetzt. Für Weerth hat die bissige Attacke auf den reaktionären Abgeordneten der Nationalversammlung eine gerichtliche Klage wegen Verunglimpfung und schließlich die Verurteilung zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe zur Folge. Nach 300 Ausgaben erscheint die NRhZ mit Weerths "Proklamation an die Frauen“ am 19. Mai 1849 zum letzten Mal. Als Weerth zwischen März und Mai 1850 wegen der "Schnapphanski-Affäre“ seine Haft im Kölner Klingelpütz verbüßt, ist die Revolution längst verloren. Nach der Haftentlassung beendet er seine literarische Karriere. Tief enttäuscht kehrt er auch seinen politischen Idealen und seiner Heimat den Rücken – er flüchtet in seinen alten Kaufmannsberuf. Im Auftrag verschiedener Firmen bereist er Spanien und Portugal und leistet den deutschen Exilkommunisten dabei weiterhin nützliche Kurierdienste. Im Frühjahr 1852 verbringt Weerth längere Zeit in Deutschland, reist erstmals nach Berlin und lernt im Mai Betty Tendering kennen, die ihn tief beeindruckt. Im Dezember 1852 tritt er im Auftrag der Textilfirma Steinthal & Co. seine erste Fahrt nach Übersee an. Ziel sind die Westindischen Inseln – Ausgangspunkt zahlreicher Handelsreisen nach Nord-, Mittel- und Südamerika. Die Geschäfte gehen gut. Weerth ist erfolgreich und sein Einkommen beachtlich. Im Juni 1855 trifft er wieder in London ein. Ende September kommt es am Rhein zum Wiedersehen mit Betty. Weerth gesteht ihr seine Liebe. Er schreibt ihr – auf seine insgesamt 13 Briefe antwortet ihm Betty sieben Mal. Im November 1855 reist er wie geplant nach Manchester zurück – alleine. Am 17. des Monats sticht er mit dem Steamer "Tyne“ von South Hampton nach Westindien in See und erreicht Anfang Dezember die Insel St. Thomas vor Puerto Rico. Er nimmt seine Geschäfte wieder auf und siedelt Ende Februar 1856 nach Havanna de Cuba über. Auf dem Rückweg von einer Geschäftsreise nach Haiti infiziert sich Weerth mit Malaria. Als er am 23. Juli wieder in Havanna eintrifft, hat er bereits hohes Fieber. Er stirbt am 30. Juli 1856 im Alter von 34 Jahren an zerebraler Malaria und wird auf dem Cementerio General von Havanna beigesetzt.
Betty Tendering wird am 6. April 1831 als Tochter des Rittergutbesitzers Karl Tendering und der aus einem schottischen Adelsgeschlecht stammenden Antoinette Roß bei Wesel am Niederrhein geboren. Durch die Heirat von Bettys Großvater, Bischof Roß, mit Luise Weerth, war Betty Georgs Kusine zweiten Grades. Betty verliert ihre Mutter noch bevor sie ihr erstes Lebensjahr vollendet hat. Nachdem sie zwei Jahre darauf ihre Stiefmutter und nach weiteren fünf Jahren ihren Vater verliert, wächst sie mit einer ihrer Schwestern bei der Stiefgroßmutter in Coesfeld auf. Später lebt sie bei ihrem Großvater in Berlin und auf Haus Ahr bei Wesel. Betty ist 21 Jahre alt, als sie Georg am 17. Mai 1852 in Leipzig, bei einem Mittagessen mit ihrer Schwester Lina und deren Mann Franz, kennen lernt. Nach dieser ersten Begegnung verschwindet Georg zunächst völlig aus ihrem Leben. Zwischen 1854 und 1855 verbringt Betty die meiste Zeit im Haus ihrer Schwester Lina und ihres Schwagers – dem Verlagsbuchhändler Franz Duncker. Im Dunckerschen Haus in der Johannisstraße 11 verkehrt die Berliner Szene. Künstler, Schriftsteller und Rechtsanwälte, Historiker, Politiker und andere Prominente gehen ein und aus. Auch Gottfried Keller (1819 – 1890) gehört zu dem illustren Kreis. Bei seinen Besuchen lernt er die zwölf Jahre jüngere Betty kennen, um sich im Winter 1854/55 leidenschaftlich in sie zu verlieben. Doch die nach seinen Worten "elegante Personnage“, dieses "reiche, schöne und große Mädchen“ erwidert seine Gefühle nicht. Gottfried Keller führte eine lange Liste von Verehrern an, denen Betty durch ihr Äußeres und ihr anmutiges Wesen, durch ihre Bildung und ihre Unabhängigkeit den Kopf verdrehte. Auch auf den Berliner Maler und Schriftsteller Ludwig Pietsch, der im Dunckerschen Hause verkehrt, machte sie großen Eindruck. Er beschreibt sie als "ein wahres Elitewesen an Leib und Seele, wie es die Natur nur selten in ihren glücklichsten Momenten und in ihrer besten Geberlaune schafft. Mit der Hoheit ihrer Erscheinung war ruhevolle Grazie und Anmut der Bewegungen innigst verbunden. Der schöne Hals trug ein von schwarzem, langem, reichem Gelock, umwalltes Mädchenhaupt mit einem Profil von klassischem Adel der Linien.“ Als Georg von seiner Reise durch die Tropen zurückkehrt und Betty im September 1855 wiedersieht, macht er ihr unerwartet einen Heiratsantrag. Sie lehnt ab und auch sein beharrliches Werben während der nächsten Wochen kann sie nicht umstimmen. 1860, vier Jahre nach Georgs Tod, heiratet Betty in Wesel den Brauereibesitzer Heinrich Tigler. Auch er mußte lange um sie werben. Aus der Ehe gehen sieben Kinder hervor. Ihre Briefe an Georg wurden Betty von seinem Bruder Wilhelm 1857 zurückerstattet. Sie hat sie bis zu ihrem Tode am 13. April 1902 aufbewahrt.
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